Österreichische Weihnachtstraditionen
Brauchtum im AdventDer Advent ist traditionellerweise ein Zeit, die von viel Brauchtum geprägt ist. Doch was sind typisch österreichische Weihnachtstraditionen? Und wo kommen sie her?
Warum sind Traditionen wichtig?
Geschmückte Tannen, der Duft von Weihnachtskeksen, der Adventkranz mit seinen vier Kerzen und Türchen am Adventkalender, die einem die Wartezeit verkürzen sollen: All das ist Teil des Brauchtums rund um die Weihnachtszeit. Oft sind das Dinge, die im ohnehin schon stressigen Alltag zu kurz kommen oder als zusätzliche Belastung empfunden werden. Auf das ein oder andere verzichtet man daher nur zu gern. Aber ganz ohne Traditionen? Das wollen die wenigsten Menschen. Kein Wunder, schließlich spielt Brauchtum, auch zu Erntedank beispielsweise, eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. Denn gemeinsame oder zumindest ähnliche Traditionen fördern das Gemeinschaftsgefühl und schaffen Verbindungen. Egal, ob innerhalb der Familie oder in einer bestimmten Region.
Außerdem führen Bräuche dazu, dass wir uns einer Kultur zugehörig fühlen. Feste Rituale geben dem Jahr eine Struktur und Gepflogenheiten an bestimmten großen Lebensereignissen (Geburt, Hochzeiten, Tod) helfen bei der Bewältigung von Übergangsphasen. Viele Menschen erleben vor allem durch religiöse oder spirituelle Rituale einen tieferen Sinn und Bedeutung. Und wer das Glück hatte, bereits als Kind schöne Traditionen kennengelernt zu haben, wird sich auch als Erwachsener noch gerne an die magisch scheinende Zeit zurückerinnern. Österreichische Weihnachtstraditionen haben dazu ganz besonders das Zeug.
Warum stellen wir einen Christbaum auf?
Wie so oft bei Traditionen sind auch hier die Ursprünge nicht ganz klar. Eine Theorie sagt, dass der Christbaum seinen Ursprung in einer heidnischen Tradition hat. Damals holten die Menschen zur Wintersonnwende grüne Zweige ins Haus. Sie sollten das Haus, seine Bewohner und die Tiere beschützen, Fruchtbarkeit bringen und böse Geister abhalten. Eine weitere Theorie verortet die Geburtsstunde des Christbaumes im Christentum. Denn im Mittelalter stellte man in der Kirche gern biblische Szenen nach. Um die bekannte Geschichte von Adam und Eva im Paradies zu spielen, brauchte es einen "Baum der Erkenntnis" und eine "Frucht der Erkenntnis". Grün waren im Winter nur Nadelbäume. Und rote Äpfel ebenfalls zur Hand. Es könnte sein, dass dieser als "Paradiesbaum" verkleidete Nadelbaum der Vorläufer des Christbaums war.
Schriftlich belegt ist ein geschmückter Baum zur Weihnachtszeit erstmals im Jahr 1419. Kerzen erhielten die Bäume ab 1730, vor allem in evangelischen Haushalten. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts trat der Christbaum seinen Siegeszug an, um gegen Ende desselben Jahrhunderts die ganze Welt erobert zu haben. Bis heute ist es in Österreich in den meisten Haushalten der Brauch, den Christbaum erst am Heiligen Abend aufzustellen. Doch nach und nach beginnen auch hierzulande Menschen, schon im Advent ihre Bäume zu schmücken. Das hat den Vorteil, dass man sich viel länger der Weihnachtsstimmung und seinem Duft erfreuen kann und Bäumchen nicht bloß für wenige Tage abgeholzt werden.
Woher kommt der Adventkranz?
So verschwommen die Ursprungsgeschichte des Weihnachtsbaumes auch ist, so klar lässt sich die Adventkranz Tradition zurückverfolgen. Es war nämlich der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern aus Hamburg, der ihn "erfand". Er brachte 1839 einen Holzkranz mit 24 Kerzen in ein Heim für arme Kinder, um ihnen die Wartezeit auf das Fest zu verkürzen. Sie durften jeden Tag eine Kerze anzünden. Nach und nach verbreitete sich der Brauch. Zunächst auch in katholische Familien in Deutschland, dann über ganz Europa. Wahrscheinlich aus Praktikabilitätsgründen reduzierte sich die Anzahl der Kerzen auf vier.
Jede der vier Kerzen steht für einen Sonntag im Advent. In der katholischen Kirche ist es übrigens Usus, drei violette Kerzen, die für Buße, Besinnung und Vorbereitung stehen, zu verwenden. Und dazu kommt eine rosa Kerze. Sie entzündet man am dritten Adventsonntag, dem "Gaudete-Sonntag". Gaudete kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Freuet euch". Rosa symbolisiert in diesem Zusammenhang die Vorfreude und Hoffnung. Moderne österreichische Weihnachtstraditionen weichen oft von ihren religiösen Ursprüngen ab. So ist es heute durchaus üblich, den Adventkrank in einer Farbe zu wählen, die zur Einrichtung oder dem eigenen Geschmack am besten passt.
Advent
am Knappenhof
Seit wann gibt es Christkindlmärkte?
Heute kann man sich keine Stadt in Europa vorstellen, die nicht ihren eigenen Christkindlmarkt veranstalten würde. Egal, ob kitschig und überbordend oder besinnlich und auf Handwerk fokussiert: Ihren Ursprung haben sie alle im Mittelalter. Damals waren die Menschen in ihrem Bewegungsradios durchschnittlich stark eingeschränkt. Es war daher üblich, dass sogenannte "fliegende Händler", Jahrmärkte oder Handelsmärkte regelmäßig in den verschiedenen Regionen Halt machten. Die Menschen aus der Umgebung konnten sich mit notwendigen Dingen, etwa Messern und Lebensmitteln, eindecken.
Im Laufe der Zeit offerierten die Marktfahrer immer mehr auch Geschenke und das wohl erste "Streetfood" der Geschichte: geröstete Kastanien. Im 16. Jahrhundert feierte das "Christkind" als Geschenkeüberbringer seine Geburtsstunde. Damals entstand auch der Name "Christkindlmarkt". Einer der ältesten historischen Märkte ist übrigens der sogenannte Dresdner Striezelmarkt. Er besteht seit dem Jahr 1434! In Wien gab es den ersten Dezember-Markt im Jahr 1296. 1722 gab es dann den ersten Weihnachtsmarkt auf der Freyung.
Warum gibt es Weihnachtsgeschenke?
Die Geschichte mit den Heiligen Drei Königen, die am Geburtstag Jesu' mit Geschenken (Gold, Weihrauch, Myrrhe) anrauschen, kennt fast jeder. Dazu mischte sich die Legende vom Nikolaus von Myra. Der Bischof lebte im 4. Jahrhundert in der Türkei und war dafür bekannt, heimlich arme Menschen und Kinder zu beschenken. Mit ihm hängt die Nikolo-Tradition zusammen. Aber auch das Schenken zu Weihnachten. Geschenke sind ein allgemeines Symbol für Liebe und Dankbarkeit und sollen dazu dienen, einem anderen Menschen Freude zu machen. Erst im 19. und 20. Jahrhundert begann man damit, Weihnachten vorrangig als Kinderfest zu feiern. Sie sollten so stellvertretend die Freude erleben, die das Christentum gegenüber der Geburt Jesu empfindet.
Österreichische Weihnachtstraditionen rund ums Essen
Essen hält Leib und Seele - und oft auch die Familie - zusammen. So regional unterschiedlich die Festtagstraditionen rund ums Essen an Weihnachten auch sind, so einig ist man sich beim Zeitpunkt: der Abend des 24. Dezember gilt als jener Tag, an dem es nicht nur die Bescherung, sondern auch das traditionelle Essen mit der Kernfamilie gibt. In manchen Familien ändert sich das während des gesamten Lebens nicht. In ländlichen Regionen steht oft Fisch, traditionellerweise der Karpfen, auf der Speisekarte. Auch Würstel mit Sauerkraut oder Kartoffelsalat haben ihre Fans. In den letzten Jahren nahmen Fondue oder Raclette an Beliebtheit zu. Die gesellige Art der Essenszubereitung sorgt immerhin auch für ein wenig weniger Stress hinsichtlich der Vorbereitungen. Der Christtag (25. Dezember) oder der Stefanitag (26. Dezember) wird oft mit der Verwandtschaft begangen. Ente, Gans, Wild und Braten haben hier die Nase im Beliebtheitsranking vorn.
Weihnachtskekse, die uns durch die Adventszeit begleiten, dürfen auch nicht fehlen. Neben Lebkuchen und Vanillekipferl als bekannteste und beliebteste Vertreter sorgen auch Linzer Augen, Weihnachtsstollen und Früchtebrot für leuchtende Augen bei Naschkatzen. Weil Gewürze wie Zimt, Nelken und Vanille früher als besonders wertvoll galten, hob man sich Spezialitäten wie Kekse für eine besondere Zeit auf: Das ist der Grund, weshalb österreichische Weihnachtstraditionen bis heute kaum ohne süßem Backwerk auskommen. Und warum sollten sie auch? Kekse sind schließlich köstlich und gemeinsames Backen ist etwas, das Freude macht.