Kunst und Psyche
Wie Kunst unser Wohlbefinden fördertSchon seit es den Menschen gibt, drückt dieser sich künstlerisch aus. Die ältesten Funde sind über 70.000 Jahre alt und belegen, dass Kunst zu den frühesten Merkmalen unserer Spezies zählt. Doch in welcher Wechselwirkung stehen Kunst und Psyche?

Seit wann gibt es Kunst?
In der Blombos-Höhle in Südafrika fand man gravierte Ockerstücke. Bedeckt mit geometrischen Mustern sind sie ein Zeichen dafür, dass der Mensch schmücken - oder zumindest markieren - wollte. Sie sind 73.000 Jahre alt. Etwas jünger sind die Höhlenmalereien, die man auf der Insel Sulawesi fand. Sie zeigen Menschen in Tiergestalt und Jagdszenen. Experten attestieren den Funden auf der indonesischen Insel ein Alter von etwa 44.000 Jahren. In unseren Breitengraden gehören Tierdarstellungen in der Chauvet-Höhle in Frankreich, Venus-Figuren von der Schwäbischen Alb in Deutschland und Handabdrücke in der El Castillo-Höhle in Spanien zu den ältesten Belegen für die Kunstfertigkeit des Menschen. Diese Funde sind zwischen 32.000 und 35.000 Jahre alt.

Welchen Zweck hat Kunst?
Kunst ist ein universeller Bestandteil der menschlichen Kultur. Natürlich veränderten sich im Lauf der Zeit die Art und Weise, was als Kunst verstanden wird. Gleich bleibt aber ihre Aufgabe: Kunst soll neben ästhetischen Erlebnissen auch Anstoß für Diskurs, Quelle für Emotionen, Ausdrucksmöglichkeit und sogar Gesellschaftskritik geben. Sie ist Ausdruck von Emotionen und Identität, sie dient als universelles Kommunikationsmittel, dient zur Speicherung von Geschichte sowie Geschichten und hat oft auch spirituelle oder rituelle Funktionen. Selbst in therapeutischem Kontext setzt man das Schaffen von Kunst mittlerweile ein.
Dabei bleiben sowohl die Motivation des Kunstschaffenden als auch das Erleben durch Kunstkonsumierende höchst individuell. Komplett kalt lässt Kunst aber die wenigsten Menschen. Aber warum ist das so? In welchem Zusammenhang stehen Kunst und Psyche?

Spiegel und Werkzeug
Wie so häufig, wenn es um die Psyche geht, kann man nicht sagen "A bewirkt automatisch/immer B." Das heißt, dass bei jedem Menschen unterschiedliche und vielschichtige Prozesse ablaufen, wenn er Kunst betrachtet oder Kunst erschafft. In der Kunsttherapie eröffnet die Arbeit mit künstlerischen Materialien und Ausdrucksformen einen Weg ins Unbewusste. Emotionale Themen, für die man keine Worte findet, können abgebildet werden. Das erlaubt das Bearbeiten von Traumata. Gleichzeitig fördert das Erschaffen von Kunst auch das Selbstbewusstsein.
Doch auch, wer nicht im psychotherapeutischen Kontext tätig wird, profitiert von den positiven Auswirkungen von Kunst auf die Psyche. Oft berichten Kreative von einer Art "Trance" oder "Flow", also einem Gefühl, die Zeit rund um sich zu vergessen und vollkommen in einer Tätigkeit zu versinken. Dieser Zustand ist überaus positiv und wohltuend, denn er macht zufrieden und glücklich. Gleichzeitig verschwindet schädlicher Alltagsstress. Entspannung stellt sich dadurch automatisch ein. Das Konzentrieren ganz auf den Moment steigert geistiges Wohlbefinden; schließlich ist das ja auch der Effekt, den sich Meditation zunutze macht.

Wie wirkt sich das Betrachten von Kunst aus?
Wenn wir ein Kunstwerk betrachten, Musik hören, Texturen spüren - dann werden verschiedene Bereiche im Gehirn aktiv. Besonders stark involviert ist das sogenannte limbische System. Dabei handelt es sich um einen Teil des Gehirns, der sich früh in der Menschheitsgeschichte ausbildete. Er ist unter anderem verantwortlich für Gedächtnis und Emotionen. Kunst aktiviert das Einfühlungsvermögen, weil Menschen darauf trainiert sind, dargestellte Emotionen nachzuempfinden. Farben, Muster, Motive und Formen wirken unbewusst und wecken persönliche Erfahrungen. Aus Studien weiß man zudem, dass auch das Belohnungssystem aktiv ist. Erleben wir Kunst, die uns anspricht, setzen wir Glückshormone frei.
Wenn es darum geht, unser Gehirn flexibel zu halten, sind Kunst und Psyche zwei unschlagbare "Partner in Crime". Denn abstrakte Kunst regt an, sich mit dem Gezeigten auseinanderzusetzen, sich auf neue Perspektiven einzulassen und abseits von Normen zu denken. Das Gehirn bleibt offen für neue Ideen. Außerdem regt Nachdenken über Kunst die Betrachtenden dazu an, über ihre eigenen Gefühle und Gedanken nachzudenken. Kunst ist daher auch ein wichtiges Mittel zur Reflexion.
Kunstwerke, die wir als ästhetisch angenehm empfinden, haben eine beruhigende Wirkung. So konnten Studien zeigen, dass bei Menschen, die sich in Museen, Galerien oder an Orten mit Kunst aufhalten, der Cortisolspiegel sinkt. Das heißt, Stress verlässt den Körper, wir sind entspannter. Und dass weniger Stress gleichzeitig mehr Gesundheit bedeutet, ist mittlerweile ja hinreichend belegt.

Inspiration
am Knappenhof



Kunst am Knappenhof
Der Knappenhof war schon immer ein Treffpunkt für Intellektuelle, für Kunstschaffende und Wegbereiter. So waren hier bereits Sigmund Freud und Oskar Kokoschka unterwegs. Auch in seinem Dasein als luxuriöses Boutiquehotel am Fuße des Semmerings ist der Knappenhof Heimat ausgewählter Kunst. Persönlich kuratiert von Hotelière Helena Ramsbacher kommen Gäste hier nicht nur in den Genuss authentischer Gastfreundschaft und hervorragender Küche, sondern erleben auch originale Kunstwerke aus der Privatstiftung der Familie Haselsteiner.
Einer der neuesten Zugänge ist in der Knappenhof-Kapelle zu finden. Denn hierfür schuf die belgische Künstlerin Virginie Bailly, ihres Zeichens Gewinnerin des STRABAG Kunstforum Wettbewerbs 2015, ein wunderschönes Altarbild. Das überdimensionale Werk füllt die gesamte Wand hinter dem Altar und beeindruckt mit seinen kraftvollen Farben. Ein Blick lohnt sich!